In der Schweiz sind drei Therapiemodelle zugelassen, sobald es um die Frage geht, ob die Krankenkasse leistungspflichtig ist oder nicht. Therapien, die sich nicht offiziell in eines dieser drei Modell eingliedern lassen, gelten als nicht kassenpflichtige Leistungen.
Die heutige Psychotherapie, wie sie von Fachpsychiatern und Fachpsychologen angeboten und angewandt wird, besteht praktisch ausschliesslich aus Methoden aus einem oder mehreren der drei Modelle, so dass die Kassenpflichtigkeit der Leistung in aller Regel gegeben ist. Viele moderne Verfahren vereinigen Anleihen aus allen drei Modellen (z. B. die Interpersonelle Psychotherapie IPT oder CBASP).
Das (psycho-)analytische Modell
Die analytischen Verfahren gehen auf Freuds Psychoanalyse zurück, die jedoch ursprünglich nicht direkt der Therapie galt. Analytische Verfahren sind aufdeckende Verfahren. Zentral ist das Konzept des unbewussten, innerseelischen Konflikts. Dieser bringt die Person immer wieder in gleichartige Situationen und nötigt ihn zu gleichartigen, dysfunktionalen Lösungen, unter denen er leidet. Das Freudsche Urmodell ist von Analytikern wie Adler oder Jung stark abgewandelt worden, so dass es verschiedene Unterströmungen gibt, die sich gegenseitig bekämpfen oder ausschliessen.
Heute ist die klassische Psychoanalyse kaum noch Therapie der Wahl, zumal sie langwierig und zeitintensiv ist. Die modernen analytischen Psychotherapien sind fokussierte Verfahren, die sich teilweise dem behavioralen Modell annähern. Im Zentrum stehen immer noch Selbsterkenntnis und biografische Arbeit, doch geht es hier auch vermehrt, wie bei der Verhaltenstherapie, um das aktuelle Problem und dessen aufrechterhaltende Faktoren.
Neben Psychoanalyse, analytischer Psychologie, Fokaltherapie und anderen Verfahren gehört auch das Psychodrama (Moreno) zum analytischen Modellkreis. Dieses ist jedoch auch stark behavioral wirksam.
Das behaviorale Modell
Behaviorale Modelle basieren auf dem Behaviorismus (Skinner) und damit auf der Lerntheorie und dem Konzept der Konditionierung (klassisch, operant etc.). Störungen stellen in diesem Sinne erlernte, im Verlauf des Lebens dysfunktional gewordene „Szenarien“ dar – gleichsam Pakete aus Verhaltensweisen, Gefühlen, Gedanken, Wertungen etc. –, die im Prinzip wieder verlernt werden können, worauf ein Grossteil der therapeutischen Arbeit beruht. Solche Pakete können grundlegend sein, dann spricht man von persönlichkeitsnahen Störungen, oder sie können isolierte Probleme bereiten, wie beispielsweise bei einer Phobie oder einem Zwang.
Behaviorale Therapien sind übende Verfahren. Das verbesserte Verhalten muss trainiert werden, soll es sich verfestigen und automatisieren lassen.
In den Anfängen lehnte das behaviorale Modell eine analytische Erklärung der Störung ab und betrachtete die Psyche als Blackbox, die nicht geöffnet werden kann und auch nicht geöffnet werden muss (Watson). Inzwischen hat sich die behaviorale Methode sehr stark den wissenschaftlichen Fortschritten angepasst und übernimmt erklärende Ursachenmodelle aus der Genetik und teilweise auch aus der Analytik. Das weitverbreitete Konzept des Vulnerabilitäts-/Stressmodells besagt, dass eine genetische und/oder erlernte Stressanfälligkeit eine wesentliche Voraussetzung vieler Störungen ist.
Die behaviorale Therapie arbeitet stark mit Zielvereinbarungen und dem SORCK-Modell, einem ergänzten Reiz-Reaktionsmodell. Verbreitete Varianten der behavioralen Therapie sind die kognitive Verhaltenstherapie selbst, Selbstmanagement (Kanfer) und Schematherapie (Young), sowie psychotraumatologische Verfahren wie beispielsweise EMDR u. a.
Das systemische Modell
Ausgehend von der Familienzentrierung (Jackson, Bateson, Watzlawick u. a.) entwickelte sich die systemische Theorie unter Einbezug der Kybernetik (der Lehre von den Steuerkreisen, Wiener u. a.), biologischer (Maturana, Varela, Uribe) und soziologischer Systemmodelle (Luhmann) weiter.
Grundidee der Betrachtung war, dass nicht der Einzelne, der in die Therapie kommt, isoliert als ein Individuum therapiert werden muss, sondern das System, das ihn prägt und in dem er sich aufhält. Der Kranke gilt als sogenannter Indexpatient, als „schwächstes Glied in der Kette“, an dem sich manifestiert, was im betreffenden System (Familie etc.) passiert. Im Zentrum stehen dabei systemprivate, praktisch immer unbewusste Regelwerke, Normen und Verfahren.
Ursprünglich wurde versucht, auch die Entstehung von Psychosen damit zu erklären (z. B. Laing), was sich aber als viel zu einfach herausgestellt hat.
Die systemische Therapie bedient sich sowohl analytischer als auch behavioraler Methodik. Sie ist namentlich in der Kinder- und Jugendpsychiatrie weit verbreitet.